Michael Temer: Ein äußerst klebriger Sumpf – Von Konstanze Walther

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin*


  • Michel Temer wurde als erster amtierender Präsident Brasiliens der Korruption angeklagt.
  • Dank des korrupten politischen Systems darf er aber zuversichtlich sein, dass das Parlament ihm die Stange hält.

Brasilia. Es ist fast ein Jahr her, seit die linke brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff von ihrem Amt enthoben wurde. Am 31. August 2016 stimmten 61 von 81 Senatsmitgliedern für eine Anklage wegen Amtsvergehen der Präsidentin, Rousseff wurde damit auch von ihrer Position entfernt. Die Amtsgeschäfte übernahm der Konservative Michel Temer – langjähriger Vize von Rousseff in der Regierung und Präsident der Partei PMDB, dem bisherigen größten Koalitionspartner von Dilma Rousseffs Arbeiterpartei (PT)

Viele sahen in dem Amtsenthebungsverfahren die Handschrift Temers, der endlich an die Macht wollte. Und nun, ein Jahr später, ist Temer selbst als erster amtierender Präsident der Korruption angeklagt worden. Generalstaatsanwalt Rodrigo Janot reichte die Klage beim Obersten Gericht des Landes in Brasilia ein. Temer wird vorgeworfen, 500.000 Real (rund 130.000 Euro) Schweigegeld angenommen zu haben.

Zudem wird ihm Behinderung der Justiz angelastet. Temer soll jahrelang Schmiergelder für seine Partei der Demokratischen Bewegung (PMDB) von dem Unternehmer Joesley Batista kassiert haben. Batista, Besitzer des größten Fleischproduzenten der Welt, der Firma JBS, gegen den die Justiz auch ermittelte, hatte Temer angezeigt und unter anderem einen heimlich aufgenommen Mitschnitt eines Gesprächs zwischen den beiden als Beweisstück von Schmiergeldern vorgelegt. Zudem war Temers Vertrauter Rocha Loures mit einem Geldkoffer gefilmt worden – Bestechungsgeld von JBS für den inzwischen inhaftierten Parlamentspräsidenten Eduardo Cunha. Cunha war ausschlaggebend im Amtsenthebungsverfahren gegen Rousseff.

Zwei Drittel der Abgeordneten wären für Suspendierung nötig
Das Parlament muss nun entscheiden, ob Temer aufgrund der Vorwürfe gegen ihn für sechs Monate vom Amt zu suspendieren ist. Dafür bräuchte der Richter aber 342 der 513 Stimmen in der brasilianischen Abgeordnetenkammer. Und Experten zufolge ist das Erreichen dieser Zwei-Drittel-Mehrheit höchst unwahrscheinlich. Temer ist zwar in der Bevölkerung höchst unbeliebt – doch das tut der Loyalität unter Politikern keinen Abbruch. In Sachen Korruptionsverwürfen scheint bei den Abgeordneten noch das Gesetz des Schweigens und Zusammenhaltens zu gelten. Denn die Korruption ist tief in Brasiliens politischem wie ökonomischen System verwurzelt.

Ursula Prutsch, Professorin am Amerika-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität in München, führt das unter anderem auf das geltende Wahlsystem im größten Land Südamerikas zurück. Prutsch war diesen Monat in Wien bei der diesjährigen Lateinamerika Tagung, die das Österreichische Lateinamerika-Institut in Kooperation mit der Universität Wien ausgerichtet hat. „Das brasilianische Wahlsystem ist stark auf Individuen ausgerichtet und verschlingt sehr viel Geld. Ein Wahlkampf in Brasilien ist so teuer wie ein Wahlkampf in den USA. Diejenigen, die dann in Ämter gehievt werden, sind abhängig von ihren Geldgebern, die sehr oft aus der Wirtschaft kommen“, berichtet Prutsch. Dazu komme die Tatsache, dass in dem 200-Millionen-Einwohner-Land unzählige Parteien den Sprung in eine der beiden Kammern schaffen. „Es gibt, anders als in Deutschland oder Österreich keine Hürde, wie einen Stimmenanteil von drei oder fünf Prozent, um ins Parlament zu kommen.“ Sogar Rousseffs populärer Vorgänger und politischer Ziehvater, Lula da Silva, hatte seine Regierung mit einer Koalition aus zehn Parteien gebildet. Und der stärkste Koalitionspartner, die ewige Nummer Zwei, war die Partei des jetzigen Präsidenten Temer. Das Ergebnis: „Man schafft Koalitionen mit Parteien, die weltanschaulich woanders stehen als man selbst. Und um bestimmte Programme durchzubringen zahlt man Schmiergeld. Es gab schon Korruptionsskandale, die die Arbeiterpartei von Lula im Jahr 2005 eingeholt haben. Nur damals war der Wirtschaftsboom so gut, dass sich die Brasilianer gedacht haben: ‚Okay, korrupt sind sowieso alle. Aber wenigstens tun die, die jetzt in der Regierung sind, etwas.‘“ Die Arbeiterpartei von Lula hat sich laut Prutsch schnell ins System „integriert“, und dann auch andere Abgeordnete geschmiert, um im Kongress genügend Stimmen zu bekommen. Dazu komme, dass Politik und Wirtschaft sehr miteinander verflochten sind durch Parteien- und Wahlfinanzierung. „Teilstaatliche Unternehmen wie Petrobras zahlen Schmiergelder, machen Politiker abhängig, und das Geld dieser Unternehmen kommt – steuerlich nicht erfasst – aus ,zweiten Kassen‘. Es ist ein unglaublicher Korruptionssumpf.“

Ex-Präsidentin Dilma Rousseff habe versucht, teilweise erfolgreich, eine Reihe von Anti-Korruptionsgesetzen einzuführen. Nach Meinung von Beobachtern der ausschlaggebende Grund, weshalb sich so viel Widerstand gegen Rousseff formiert hat. Der offizielle Grund ihrer Amtsenthebung war das geschönte Haushaltsbudget. „Unsinn“, meint Prutsch. „Hauptmotiv für die Amtsenthebung war die Hoffnung, dass die Korruptionsermittlungen aufhören würden, was aber nun nicht der Fall ist.“

Zunehmender Unmut der brasilianischen Bevölkerung
Die Politiker, die die Amtsenthebung der gewählten Präsidenten betrieben haben, schwammen allerdings auf der Welle des zunehmenden Unmuts in der Bevölkerung gegen die Regierung Rousseffs. Die Wirtschaftseliten haben sich ohnedies schon die längste Zeit von den Maßnahmen der Arbeiterpartei wie der Anhebung des Mindestlohns in ihrem Lebensstil bedroht gefühlt, die neue Mittelschicht hatte Angst vor einem erneuten Abstieg, und die Armen hatten nicht das Gefühl, dass die Lebensqualität im Steigen ist. Dazu wandte sich auch eine breite Basis von der Arbeiterpartei ab, die angewidert von den Paktieren der Politiker in Regierungspositionen waren – wo doch der PT einst mit moralischer Überzeugung angetreten war, alles besser machen zu wollen.

Es sei in Brasilien 2016 nicht zu einem Aufstieg der Rechten gekommen, meint Prutsch, sondern die Rechten waren schon immer da, sie waren in den Startlöchern und warteten auf Fehler und Probleme der Linken. „Die alten klassischen politischen Eliten in Brasilien, die oft zugleich Wirtschaftseliten sind, wurden ja nie entmachtet.“

In diesem schwierigen wirtschaftlichen Klima der Jahre 2015 und 2016 – der Rückgang der Rohstoffpreise im Zuge der Weltwirtschaftskrise hat Brasilien hart getroffen – traute sich der Koalitionspartner Temer nun, die Macht zu ergreifen – und betrieb die Amtsenthebung, die von vielen als „Putsch“ bezeichnet wird und die Brasilien-Expertin Prutsch zumindest als „sehr dubios“ beschreibt. Temer bildete daraufhin im Sommer 2016 ohne Urnengang eine Übergangsregierung mit sich selbst an der Spitze – die nächsten regulären Präsidentschaftswahlen finden erst im Herbst 2018 statt. Doch seine Rechnung geht nicht ganz auf, meint Prutsch: „Temer hat nie Rückhalt in der Bevölkerung gehabt.“ Und er habe sich vermutlich nicht gedacht, dass die Anti-Korruptionsgesetze so greifen und Richter und Staatsanwälte weiterhin ermitteln würden. „Die Regierung ist stark damit beschäftigt, sich selbst zu schützen und nicht fähig, eine visionäre Politik zu betreiben.“

Zudem habe Prutsch den Eindruck, dass der Rückhalt der jetzigen Regierung durch den äußerst mächtigen und konservativ geprägten Medienkonzern „O Globo“ bröckelt.

Angst vor einem Populisten in der Politikverdrossenheit
Eine Prognose für die Zukunft will Prutsch nicht abgeben. Es sind sich zwar alle einig, dass der 76-jährige Temer sich nicht für die Wahlen im Herbst 2018 aufstellen lassen wird. Die Arbeiterpartei werde es jedoch nicht schaffen, sich in einem Jahr so stark zu revitalisieren, dass sie einen aussichtsreichen neuen Kandidaten präsentieren wird – ihre einzige Chance wäre, dass der Altpräsident Lula da Silva wieder kandidiert, der jetzt laut Verfassung wieder antreten dürfte.

Prutsch befürchtet aber auch künftig „italienische Verhältnisse“: Sie zieht eine Parallele zu Italien in den 1990er Jahren, als es eine Phase von sehr starker Anti-Korruptionspolitik in Italien gegeben hatte. „Dann trat die allgemeine Überzeugung ein: Alle sind korrupt, niemand macht es recht und es kommt ein Populist. Wie es Silvio Berlusconi war. Ich kann mir vorstellen, dass Populisten an die Macht kommen, die die Demokratie dann nicht leben, sondern sehr paternalistisch Politik gestalten.“

Temer hat seinen Rücktritt jedenfalls bereits ausgeschlossen. „Es gibt keinen Plan B. Nichts wird uns zerstören – nicht mich und nicht unsere Minister.“

* Veröffentlicht in der Wiener Zeitung am 27.06.2017 (http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/welt/weltpolitik/900943_Ein-aeusserst-klebriger-Sumpf.html)

Die Stunde der Netzwerke – Marcos Villasmil*

Partner von LAK aus Venezuela


Wenn das Oppositionsbündnis in Venezuela “Beratung und Gespräche” mit der Zivilgesellschaft anbietet und die Staatsbürger dies durchsetzen wollen, dann wird in Wahrheit über die Notwendigkeit zur Erweiterung und Vertiefung ihrer Netzwerke gesprochen. Die Realität des 21. Jahrhunderts fordert die Verwendung von Netzwerken zur klugen sozialen Interaktion. Wenn etwas das Umfeld des 21. Jahrhunderts charakterisiert, dann ist es die Bedeutung der Technologie im Dienste der Bürger – eine grundlegend „in Beziehung gehende“ Technologie. Sie ist auch Träger des gegenwärtigen weltweiten Konzepts, bei dem die Information nicht nur frei, sondern auch komplett mobil ist und bei dem die hierarchische Kontrolle nicht mehr das fundamentale Bezugselement darstellt, da die moderne Gesellschaft polyzentrisch ist. Vom Konzept der sozialen Strukturen des 19. Jahrhunderts aus der Epoche der industriellen Revolution müssen wir uns nun definitiv verabschieden. Die marxistischen Ideen über eine Welt des Proletariats und Bürgertums – Konzepte, die im Steinzeit-Regime Castros sowie von seinen iberoamerikanischen Fans nach wie vor angewendet werden – haben denselben Wert und die gegenwärtige Relevanz wie die Kommunikation mittels Feuerzeichen.

Etwas, das die Parteieliten nicht zu verstehen scheinen ist, dass die Politik schon lange aufgehört hat Zentrum der gesellschaftlichen Aktivität zu sein. Die Kräfte heutzutage sind polyzentrisch und drehen sich nicht mehr nur um Politik. Die Leute wünschen stabile, horizontale Beziehungen. Der partizipierende Staatsbürger will nicht nur hören und sehen, er will gehört werden und an den Diskussionen im Netz teilnehmen, welches „ein menschlicher Superorganismus“ (Christakis & Fowler) ist.

Was erzeugt polyzentrische Gesellschaften? Ein Wertenetz aus einem komplexen Geflecht von Akteuren, Systemen und Organisationen, das seine Beziehungen definiert. Das besagte Wertenetz ist der neu entstandene intelligente Raum, den kein sozialer oder politischer Akteur ignorieren kann. Traditionellerweise definierten sich die Aktivisten durch die Sache, heute definieren sie sich durch das gemeinsam benutzte Werkzeug. Der Homo oekonomicus hat sich zum Homo dictyous (Mensch der Netzwerke) entwickelt.

Das neue Sozialmanagement beinhaltet die Werte Transparenz, Verhandlung, Offenheit für den Dialog und angemessene Nutzung neuer Technologien mit dem Ziel der Förderung von Communitys im Netz basierend auf Werten der sozialen Intelligenz. Diese Communitys werden sowohl von öffentlichen als auch von privaten Vertretern versorgt, welche die konstante gesellschaftliche Veränderung gestalten und vom nie zuvor gesehenen technologischen Fortschritt profitieren.

Jene Netzwerke mit sozialem Wert treiben neue Formen der (Wieder-)Erkennung, Partizipation und Repräsentierung voran, indem soziale Verbindungen gefördert werden. Gleichzeitig präzisieren die ausgelösten Diskussionen im Netz durch jeden daran Beteiligten ihrenMehrwert, um kollektive Maßnahmen zu ergreifen. Dadurch werden andere Formen der Partizipation nicht beseitigt, sondern ergänzt und die individuelle und kollektive Verantwortung gestärkt.

Die Staatsbürger, vor allem die jungen, sind Vermittler von Wissen und Information, gestalten ihr Netzwerk und definieren sich durch jenes. Für die Jugendlichen sind die neuen Technologien im Netz etwas Unsichtbares, ein Mittel zum Zweck, das einen Teil ihre Identität ausmacht. Wie wir uns fühlen, mit wem wir in Beziehung treten, was wir wissen und was wir lernen, all dies hängt von unseren Verbindungen ab. Um zu wissen, wer wir sind, muss man nur wissen, mit wem wir verbunden sind.

Wie muss eine demokratische Führungsperson im Netz sein? Sollte sie aus dem politischen oder dem sozialen Bereich kommen? Die prinzipiellen Charakteristika einer Führungspersönlichkeit im Netz, einer intelligent Führungsperson des 21. Jahrhunderts sind: Konflikte reduzieren (verhandeln); vorausschauen und sich anpassen (Strategie); sich mit seinem Umfeld „verbinden“ (Empathie und Authentizität); zuerst zuhören, positiv sein und motivieren; ständig die eigenen Verhaltensweisen überprüfen (und immer zu Veränderungen bereit sein); Selbstbeherrschung (emotionale Intelligenz); das Umfeld beeinflussen ohne sich wie ein König oder Einzelkämpfer aufzuspielen (soziale Intelligenz).

Wir leben definitiv in einer Gesellschaft des Wissens, der Innovation und der kontinuierlichen Veränderung. Die große Herausforderung einer Wissensgesellschaft ist die Entstehung einer kollektiven Intelligenz, die mehr als nur die reine Zunahme an individuellen Intelligenzen ist. Dank der Fortschritte in Neurobiologie und Psychologie hat die Wissensgesellschaft eine nie zuvor dagewesene Wende bei traditionellen Vorstellungen wie Teamarbeit und Förderung der Kreativität erfahren.

 

* Marcos Villasmil (Partner von LAK aus Venezuela): Politologe verbunden mit der internationalen Christdemokratie, zunächst Teil der COPEI-Jugend (Organisationskomitee politisch unabhängiger Wahlen) in Caracas, wo er auch als Generalsekretär von JUDCA (Junge Christdemokratie Amerikas) sowie im internationalen Sekretariat der UIJDC (internationales Organ der jungen Christdemokraten mit Sitz in Brüssel) tätig war. Er übernahm auch die Funktion als stellvertretender Generalsekretär der CADO, die Organisation der Christdemokraten in Nord- und Südamerika. Derzeit bietet er Schulungen und Ausbildung in den Bereichen der Entscheidungsfindung, Strategie und Verhandlungen an. Sein geistiges Vorhaben ist eine Partei der Zukunft für ein demokratisches Kuba (oder Venezuela) zu entwickeln. Als Kolumnist der Wochenzeitschrift „El Venezolano“ verfasst er seit 1992 verschiedene Artikel für die Verlagsgruppe mit Sitz in Miami.

E-Mail: maris61@iclud.com

 

Empfehlung: Charity Konzert mit Carla Natascha am 7. Juni 2017

ICPE Carla Natascha & Band mit lateinamerikanischen
Rhythmen für den guten Zweck

Zum 6. Mal lädt ICEP zu seiner Charity im Kabarett Simpl. Der Erlös des Abends kommt der ICEP Unternehmerförderung zugute. Gemeinsam mit Partnern in Entwicklungsländern unterstützt ICEP Unternehmer dabei, am Markt zu bestehen und ihr Business auszuweiten.

Auch dieses Jahr stellt sich eine erstklassige Musikerin mit ihrer Band in den Dienst der guten Sache: Carla Natascha ist eine vielseitige Künstlerin mit Charme. Sie gewinnt mit ihrer einzigartigen Performance, ihrem Tanz und ihrer kraftvollen Stimme die Herzen des Publikums. Carla Natascha wurde in Santa Cruz de la Sierra, Bolivien, geboren und ist dort aufgewachsen, 2001 kam sie nach Wien um Musik zu studieren. Gemeinsam mit ihrer Band, die aus namhaften Musikern aus aller Welt besteht, sorgt Carla Natascha auf der Bühne für kraftvolle Performances bestehend aus karibischer Faszination, Eleganz, Vitalität und Freude.

Latin & Salsa-Klänge für eine Kartenspende

KAT A: Tisch für 5 Personen + Sekt + Fingerfood € 500,-
KAT B: Tisch für 3 Personen + Sekt + Fingerfood € 300,-
KAT C: Sitzplatz / Reihe pro Person € 30,-
(inkl. Getränk & Häppchen)

Anmeldungen im ICEP-Büro unter 01-969 02 54 oder charity@icep.at

Empfehlung: Benefizveranstaltung am 28. Mai 2017

BENEFIZVERANSTALTUNG

zugunsten der Flutopfer in Peru

MUSIK UND TÄNZE AUS PERU

Mit Ricardo Quinonez, Luis Parra, Gonzalo Manrique, Grupo Matalaché,

Pili Vargas, Wilberto August, Nelson Morales, Orquesta Tumbalao.

Tänze: Verónica Davila, Daysi de Ferrufino, Brian Wimpel

  1. Mai von 12 bis 18 Uhr

Ort: Blumengärten Hirschstetten – Greenhaus
1220 Wien, Quadenstrasse 15 – (Bus 22A, 95A Station Blumengärten Hirschstetten. U1 – Station Kagraner Platz; U2 Station Hausfeldstrasse)

Unkostenbeitrag: € 10,-

Tischreservierungen: oesterr-peru@gmx.at

Kulinarische Versorgung (Speisen und Getränke selbst zu bezahlen):
LIMA 56, Peruvian Cuisine

Initiative: Luisa Dietrich-Ortega y Ricardo Quinonez.

Eine Benefizveranstaltung der Österreichisch-Peruanischen Gesellschaft, Comunidad Peruana und lateinamerikanische Künstler in Österreich mit der freundlichen Unterstützung der peruanischen Botschaft in Österreich.

Neue Publikation im Rahmen des akademischen Bereiches von LAK!!!

Als Herausgeber dürfen wir das neue Buch von Carmen Rossana Ramirez de Wareka, MA MA vorstellen, das sowohl als E-Book als auch in Printform verfügbar ist.

Dabei handelt es sich um die Masterthese, die sie im Rahmen ihres Studiums unter der Betreuung von LAK geschrieben hat. Thema dieser Arbeit ist Die peruanische Kultur (Tanz und Musik) als interkulturelle Verbindung zwischen Peru und Wien.

Im März ist dazu auch eine Buchpräsentation geplant. (Näheres dazu folgt noch!)

Zum Inhalt:

Die Forschungsarbeit über Die peruanische Kultur (Tanz und Musik) als interkulturelle Verbindung zwischen Peru und Wien entstand aus persönlichem und fachlichem Interesse an der peruanischen Folklore.

Das Land Peru ist im Besitz des Erbes einer großen Kultur, wobei die Anfänge auf dem Gebiet von Tanz und Musik nachweislich 5.000 Jahre in die bekannte, älteste Zivilisation Südamerikas (Caral), mit dem historischen Fund von 32 Querflöten zurückreicht. Die zahlreichen Präinkakulturen mit ihren unterschiedlichen Ausprägungsformen von Folklore sind in der Hochkultur der Inkas zusammengefasst, die bis heute noch prägend für die Anden ist. Besonders herausragend sind die Feste Inti Raymi, das zur Wintersonnwende gefeiert wird, sowie Fiesta de la Candelaria, das mit mehr als 100.000 TänzerInnen und 40.000 MusikerInnen sehr beeindruckend und einzigartig ist und deshalb von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe ernannt wurde. Durch die Teilung des Landes in drei komplett verschiedene Regionen (Küste, Anden, Urwald) entstanden sehr unterschiedliche Kulturen mit einer großen Vielfalt an Folklore, was durch die Verschmelzung mit anderen Kulturen (z.B. Spanien, Afrika, Roma) noch verstärkt wurde.

Die Arbeit zeigt unter anderem, dass peruanische Folklore deutlich mehr als Andenmusik ist, und nach einer Begriffsklärung über Kultur und Interkulturalität sowie nach einer Einführung in die peruanische Folklore werden Verbindungen zwischen beiden Kulturen (Peru und Österreich bzw. Wien) aufgezeigt. Anhand von Befragungen der WienerInnen mittels Fragebögen sowie von Interviews mit KünstlerInnen und Förderer/Förderinnen beziehungsweise der Besucherin einer Kulturveranstaltung wird der Frage nachgegangen, ob peruanische Folklore durch Tanz und Musik Interesse in der einheimischen Wiener Bevölkerung (Erwachsene) für diese Kultur wecken kann. Die daraus resultierenden Ergebnisse und Verbesserungsvorschläge eröffnen neue Perspektiven zur Förderung derselben.

 

Odebrecht – größter internationaler Korruptionsfall in Lateinamerika

(von Alcides Benavente Ponce, MA)

Alles begann mit der Veranlassung der Untersuchung des Falles „Lava Jato“ durch den Richter Sérgio Moro in Curitiba (Brasilien) im März 2014. Er entpuppte sich als komplexer Bestechungs- und Korruptionsfall zwischen Politik und Unternehmen um Verträge mit Petrobras. Hauptakteur war die private Erdöl-Holding und Baufirma Braskem-Odebrecht, die das größte Bauunternehmen Lateinamerikas ist.

Odebrecht hat Niederlassungen unter anderem in Lateinamerika und Afrika. Die öffentlichen Bauaufträge in verschiedenen Ländern waren zentraler Bestandteil der Außenpolitik Brasiliens. Die Arbeiterpartei „Partido dos Trabalhadores“ in Brasilien teilte den Gewinn mit den großen Bauunternehmen seines Landes, wodurch sich immer mehr der Verdacht erhärtet dass sie damit ein politisches Ziel verfolgte:

Die Untersuchung von Richter Sergio Moro dokumentiert, dass 10 Milliarden US-Dollar an das Finanzministerium zurückgingen. Des Weiteren erfolgten tausende von Razzien, 120 Verurteilungen in erster Instanz, hunderte von reumütigen Denunziationsvereinbarungen, die gerichtliche Sperrung von einer Milliarde US-Dollar sowie der Prozess und die Inhaftierung von Beamten, Politikern und Führungskräften. Am politisch schwerwiegendsten waren drei Fälle: zunächst jener gegen Expräsident Lula da Silva und seine Familie, wobei das erste Urteil im März 2017 erwartet wird; dann das Amtsenthebungsverfahren und die Entlassung von Dilma Rousseff; und schließlich die Entfernung und Inhaftierung des Vorsitzenden im Prozess der Abgeordnetenkammer Eduardo Cunha. All dies bedroht aktuell die Stabilität der Regierung des amtierenden Präsidenten Michel Temer.

Das Erstaunliche an diesem Korruptionsfall sind die internationalen Verwicklungen darin auf höchstem Niveau und der Ausgang ist nach wie vor ungewiss. Odebrecht bekannte sich schuldig und schloss eine Vereinbarung mit der Justizbehörde in den Vereinigten Staaten und in der Schweiz über eine Geldstrafe von 3,5 Milliarden US-Dollar, da die Beamten von zwölf Regierungen in Afrika und Lateinamerika mit mehr als 788 Millionen US-Dollar bestochen wurden. Des Weiteren wurde die Existenz eines autonomen Büros innerhalb von Braskem-Odebrecht erwähnt, welches ausschließlich für Transaktionen und Zahlungen zur Bestechung auf internationaler Ebene mit allen Werkzeugen des Finanzmarktes eingerichtet wurde. Odebrecht hatte eine eminent politische Strategie und wusste, welche Entscheidungen auf welcher Ebene getroffen wurden.

In dem Abkommen, bei dem es sich um das höchste der Geschichte handelt, akzeptierten 77 Führungskräfte von Odebrecht die Zusammenarbeit mit der Justiz. Es wurde festgehalten, dass die Reumütigen mit dem Gericht, mit dem Finanzamt und mit der Sektion für Betrugsbekämpfung des Distrikts New York zusammenarbeiten müssten und alles, einschließlich der Identität der bestochenen Beamten, offenlegen müssten. Bisher sind die Namen jedoch noch nicht veröffentlicht worden, dafür aber eine Liste von zwölf involvierten Ländern und die Höhe der Bestechungsgelder, z.B. 35 Mio. USD in Argentinien, 29 Mio. USD in Peru, 33,5 Mio. USD in Ecuador und 92 Mio. USD in der Dominikanischen Republik. Hier handelt es sich nur um einen Bruchteil des gesamten Ausmaßes der Korruption, welches nicht nur das Unternehmen Odebrecht selbst sondern auch seine Konsortien, wie OAS, Camargo Correa und Queiroz Galvao, sowie Konsortien anderer Bauunternehmen in allen lateinamerikanischen Ländern betrifft.

Während in Panama, Kolumbien, der Dominikanischen Republik und Ecuador, die Rechtsanwälte und Staatsanwälte die Formalitäten erleichtern, Dokumentationen beschaffen, Zeugenaussagen aufnehmen und die Ergreifung von in den Skandal verwickelten Politikern und Beamten vornehmen, werden in Ländern wie Peru von der Generalstaatsanwaltschaft die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft in Brasilien, New York und der Schweiz abgewartet. Es gibt Hinweise darauf, dass dieses internationale Korruptionsnetzwerk nicht nur Regierungen, hochrangige Beamte, Konsortien und Präsidenten sondern auch Präsidentschaftskandidaten bestochen hat.

Nicht zuletzt haben sich die Linken und Kapitalisten unter der Schirmherrschaft des Forums „Foro de São Paulo“ zusammengeschlossen, um in Lateinamerika und Teilen Afrikas zu regieren und die Gebiete zu berauben. Laut Meinung der Gründer wurde dieses Forum ins Leben gerufen, um die Bestrebungen der linken Parteien und Bewegungen zusammenzuführen und die internationale Lage nach dem Fall der Berliner Mauer und die Folgen des Neoliberalismus für Lateinamerika und die Karibik zu diskutieren.

Für Lateinamerika ist es daher in diesem Jahr von entscheidender Bedeutung, die Möglichkeit zur direkten Bekämpfung der Korruption auf höchster Ebene wahrzunehmen. Der Bericht der Staatsanwaltschaften in Brasilien, New York und der Schweiz als auch jener der Staatsanwaltschaften der einzelnen Länder wird mit Spannung erwartet.

Der Asien-Pazifik-Gipfel gegen den Protektionismus

(von Alcides Benavente Ponce, MA)

Vom 14. bis 20. November trafen sich Staatsoberhäupter, Minister und hohe Funktionäre der 21 APEC-Mitgliedsländer, welche einen Anteil von 49% des Welthandels erreichen, zum APEC-Gipfel in Lima.

Anhand von folgenden Prioritäten wurde bei diesem Treffen über die Zukunft der internationalen Handelspolitik, die Entwicklung und die Lebensbedingungen von 3 Mrd. Menschen in der APEC-Region diskutiert: die Integration der Regionalökonomien in die Wachstumsagenda, die Förderung des regionalen Nahrungsmittelsystems, die Modernisierung der Klein- und Mittelunternehmen, die Investition in die Entwicklung des Humankapitals.

Man bereitet sich auf die Ära Trump vor

Die Abschlusserklärung des APEC-Gipfels, der die USA zustimmte, scheint eine klare Absage an die protektionistischen Aussagen von Donald Trump. Ihr Inhalt besagt, dass die Vertreter von APEC ihre Zusage bekräftigen ihre Märkte offen zu halten und gegen jede Form des Protektionismus aktiv vorzugehen. Die Vertreter von APEC, unter ihnen der noch amtierende US-Präsident Barack Obama, diagnostizieren eine unsichere unmittelbare Zukunft für die Welt, deren Möglichkeiten zur nachhaltigen Entwicklung vom Ungleichgewicht einiger Ökonomien, dem ungleichen Wirtschaftswachstum, der Umweltverschmutzung und den Gefahren des Klimawandels beeinträchtigt sind. Die Kernaussage des Dokumentes, das die Zustimmung seitens der 21 Präsidenten und Staatsoberhäupter am Ende des Sonntagnachmittages erhielt, ist die Ablehnung des Handelsprotektionismus.

In der Abschlusserklärung wird davon ausgegangen, dass die Globalisierung und die damit verbundenen Integrationsprozesse aufgrund der Zunahme protektionistischer Tendenzen immer mehr in Frage gestellt werden wird. Um dagegen vorzugehen, verpflichtet man sich zur Offenhaltung der Märkte entsprechend des Status quo, welche bis Ende 2020 verlängert wurde um den protektionistischen und handelsverzerrenden Maßnahmen entgegenzuwirken, die den Markt schwächen und den Fortschritt und die Erholung der internationalen Wirtschaft verlangsamen.

Auch der Gastgeber des Gipfels, der peruanische Präsident Pedro Pablo Kuczynski, wies in diese Richtung und erklärte, dass man laut einer Studie zum freien Markt in der Asien-Pazifik-Region mit China bereit sei. Die Transpazifische Partnerschaft (TPP) könnte als eine Etappe angesehen werden, sie wäre der Vorschlag einer Kommission, der über den Fortschritt hinausreicht. Da die Ergebnisse der Studie zur freien Handelsregion bereits vorlägen, müsse ein Subkomitee aufgestellt werden, das das weitere Vorgehen nach der Installierung der neuen Regierung in den USA beschließen könnte. Abschließend meinte Kuczynski, man müsse abwarten. Wenn Trump aussteigt, dann ist die Botschaft klar: Weitere Staaten werden seinem Beispiel folgen.

Die Vertreter von APEC erkennen in ihrer Erklärung an, dass die Wirtschaft alle Bereiche der Gesellschaft erreichen soll. Dadurch ließen sich die Handelsvorteile, die Investitionen und die Marktöffnung besser rechtfertigen und eine große Verteilung des Gewinns wäre gesichert. Des Weiteren sollen politische Maßnahmen – monetär, steuerlich und strukturell – in individueller und kollektiver Weise fortgesetzt werden, um die globale Nachfrage und das limitierte Angebot zu regulieren.